Das Lehrerteam der Fachakademie für Sozialpädagogik Neustadt/WN machte sich im Rahmen einer zweitägigen schulinternen Lehrerfortbildung auf den Weg ins oberfränkische Bamberg. Hauptthema der diesjährigen SchiLF war die intensive Auseinandersetzung mit der Inklusion im Behindertenbereich. Zu diesem Zwecke besuchte das Team die Offene Behindertenarbeit der  Lebenshilfe Bamberg e.V. Begrüßt wurde das Team vom Diplompädagogen Michael Hemm, der als Leiter der OBA  die langjährige und erfolgreiche Arbeit seines Teams eindrucksvoll vorstellte.

Basierend auf Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention, der als völkerrechtlicher Vertrag 2009 in Kraft trat, liegt der OBA Bamberg besonders eine aktive Kulturarbeit mit und für Menschen mit Behinderung am Herzen. Aus dieser Sicht heraus stellte Michael Hemm die Schwerpunkte und den Sinn der kulturellen Arbeit mit dieser Zielgruppe vor. Einen ersten Schwerpunkt bildete die Kooperation mit den Volks-Hoch-Schulen-Bamberg. Dabei erläuterte der Referent  das eigens erstellte Kursprogramm in leichter Sprache, welches Menschen mit Behinderung Möglichkeiten zur Teilnahme an Kursen der VHS ermöglicht. Besonders deutlich in seinen Ausführungen wurde, dass es keine eigens erstellten Kurse für Menschen mit Behinderung braucht, sondern dass sie vielmehr in ausgewählte Kursprogramme inkludiert werden sollen. Neben Kursen in der VHS verwies  Herr Hemm auch auf das vielfältige Freizeitprogramm der OBA. Hierbei kann die OBA auf viele ehrenamtliche Helfer und Studenten zurückgreifen, die in diesem Bereich wertvolle Dienste leisten. Zum Ende seines Vortrages hin stellte Michael Hemm die Arbeit der inklusiven Kulturwerkstatt der Lebenshilfe Bamberg vor. Die im Rahmen eines intensiven Castings entstandenen Gruppen „Wackelkontakt“ (Tanzensemble), „Hörsturz“ (Percussiongruppe) und „Tobak“ (Theaterkollektiv) sind wertvolle Beispiele für eine inklusive Kulturarbeit. Unter professioneller Anleitung und Begleitung präsentieren Menschen mit  und ohne Behinderung einer größeren Öffentlichkeit ihre Talente. In seinem Schlussplädoyer machte Michael Hemm noch einmal deutlich, wie sehr Bildung, Kultur und somit auch Inklusion neu gedacht werden müssen, damit Menschen mit Behinderung am kulturellen Leben teilhaben dürfen. Gerade der Begriff der Fehlerfreundlichkeit sei in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Begriff.

Schulartbetreuer Roland Kusche bedankte sich am Ende bei Herrn Hemm für einen mitreißenden Vortrag, der bei vielen Lehrkräften ein intensiveres Nachdenken über den Inklusionsbegriff in Gang gesetzt hat. Als kleines Dankeschön überreichte er im Namen des Kollegiums eine Oberpfälzer Zoiglauswahl.

Zurück im Gasthof Höhn in Memmelsdorf angekommen, erarbeitete das FakS-Team eine Wertewoche, welche in der Fachakademie fächerübergreifend Anfang Februar durchgeführt werden soll.

Nach einem typisch fränkischen Abendessen ging es dann zum Höhepunkt des Tages in die Räumlichkeiten der Alten Seilerei in Bamberg, in der die inklusive Kulturwerkstatt im Rahmen eines Projektes der OBA das Theaterstück „Mensch Odysseus“ aufführte. Gemeinsam mit dem Tanzensemble „Wackelkontakt“ und der Percussiongruppe „Hörsturz“ brachte das Theaterkollektiv „Tobak“ seine ganz eigene Version und Interpretation der Homer´schen Odyssee auf die Bühne. Beeindruckend für den Zuschauer waren die unterhaltsame Mischung aus theatraler Ernsthaftigkeit und zahlreichen ironischen und humorvollen Brüchen. Besonders die eingewobenen Tanzszenen und der vielseitige Einsatz der Live-Percussion rundeten das spartenübergreifende Theaterstück äußerst eindrucksvoll ab.

 

In der bis auf den letzten Platz besetzten Alten Seilerei erhielten alle Akteure einen langen und begeisterten Applaus des faszinierten Publikums. Auch ergab sich für alle Anwesenden die einmalige Möglichkeit mit den Akteuren auf der Bühne ins Gespräch zu kommen. Dabei wurde vielen wieder bewusst, welche großen Talente in Menschen mit Behinderungen stecken, wenn man sie entdeckt und fördert. Fasziniert und stark beeindruckt ließ das Team den Abend noch gemütlich in einer Bamberg Trendbar ausklingen.

Nach reichhaltigem Frühstück machte sich  das Team der FakS Neustadt am folgenden Tag noch einmal an die inhaltliche Arbeit. In einem sehr offenen und konstruktivem Arbeiten wurde der inhaltliche Ablauf eines „Erziehertages“ am BSZ Neustadt erarbeitet, der aktuell Studierende und ehemalige Absolventen unserer Fachakademie in Neustadt in Kontakt bringen soll. Auch wurden intensive Gedanken zum Thema Kompetenzorientierung und der damit verbundenen Rahmen- und Lernsituationen ausgetauscht. Pläne für die zukünftige Arbeit in der Fachakademie wurden angedacht und neue Termine für die weitere pädagogische Arbeit festgelegt.

Nachdem ein Teil des Kollegiums sich auf den Heimweg machte, saugten ein anderer Teil bei einem gemütlichen Gang durch das regnerische Bamberg noch einige Impressionen ein.

R. Kusche, OStR

 

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